Warum Waldkalkungen?
Der Boden ist die Basis und der Motor für das Wachstum und den Stoffkreislauf der Wälder. Er dient als Standort und als Nährstoff- und Wasserslieferant der Pflanzen. Er besitzt eine natürliche Puffer- und Filterfunktion gegenüber allen äußeren Stoffeinträgen. Ist dieses natürliche Puffersystem durch einen erhöhten Säureeintrag gestört, ist der Boden „krank“ und die meisten Pflanzen können nicht mehr gesund wachsen. Gegen die Bodenversauerung hilft vorrangig eine drastische Verringerung der versauernden Immissionen. Häufig helfen nur noch Bodenschutzkalkungen, um die Gesundheit des Bodens und des Waldes wiederherzustellen.
AFZ-Sonderdruck: warum Bodenschutzkalkung zur Stabilisierung des Waldes hilft
Die „Bedeutung von Bodenzustand und Bodenschutzkalkung für die Walderneuerung im Klimawandel“ wird aktuell wenig beachtet. Dr. Klaus von Wilpert hat die Zusammenhänge in drei Beiträgen in der AFZ erläutert. Sie sind nun in einem Sonderdruck zusammengefasst und als Download erhältlich.
Es wird erklärt, warum die aktuellen Waldschäden nicht nur durch Witterungsextreme zu erklären sind, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch durch die Deposition von Säuren und die dadurch entstandene Bodenversauerung mitverursacht werden.
Auf etwas mehr als 16 % der bundesdeutschen Waldflächen besteht ein Kalkungsbedarf zur Regeneration des natürlichen Bodenzustands und seiner Vielfalt. Dies hat das EnNa-Projekt (Energieholzernte und stoffliche Nachhaltigkeit in Deutschland) gezeigt. (Informationen dazu siehe „Für Entscheider / Aktuelles aus der Forschung“)
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse raten dringlich dazu, Bodenschutzkalkungen als wesentlichen Bestandteil in Strategien zur nachhaltigen Stabilisierung der Wälder im Klimawandel einzubeziehen
Lesen Sie den AFZ-Sonderdruck zur Bedeutung der Boden- und Waldschutzkalkung
Kompensation von Säureeinträgen
Eine zentrale Funktion im Stoffkreislauf und bei der Nährstofflöslichkeit haben das Puffersystem und die Basensättigung im Boden. Sie werden durch den pH-Wert des Waldbodens charakterisiert. Für die meisten Pflanzen bietet ein pH-Wert zwischen 4,5 und 7,0 günstige Bedingungen. Liegt der pH-Wert unter 4,2, ist der Boden stark versauert und es können vermehrt Aluminium und Schwermetalle freigesetzt werden, die das Wurzel- und Pflanzenwachstum hemmen. Das natürliche und effektive Vorbeuge- und Heilmittel gegen die Übersäuerung der Waldböden ist kohlensaurer Magnesiumkalk. Er neutralisiert die Säure, indem positiv geladene Wasserstoffionen gebunden werden und der pH-Wert des Bodens dadurch wieder angehoben wird.
Stabilisierung der Bodenstruktur
Die aus dem kohlensauren Magnesiumkalk gelösten zweiwertige Ca++– und Mg++– Kationen können mit den Tonteilchen und auch zu den Huminsäuren im Boden chemische Bindungen eingehen, die wie Brücken wirken und zu größeren und stabilen Bodenaggregaten führen. Der Boden erhält dadurch eine stabilere Struktur.
Verbesserung der Wasserführung und Durchlüftung im Boden
Eine gute Kalkversorgung im Boden unterstützt die Bildung von Grob- und Mittelporen, die für den Wasser- und Lufthaushalt im Boden wichtig sind. Nur wenn genügend mittelgroße und große Poren vorhanden sind, kann der Boden auch größere Wassermengen aufnehmen und speichern.
Verstärkung der biologischen Bodenaktivität
Für die Bodenfruchtbarkeit nützliche Lebewesen, wie Regenwürmer und Bakterien, bevorzugen ein neutrales bis schwach saures Bodenmilieu. Besitzt ein Boden eine hohe Anzahl an Bodenlebewesen, wird auch die Menge an organischer Substanz und die Humusqualität gefördert. Somit fördert Kalk das Bodenleben und die Bildung von Dauerhumus.
Tieferes Wurzelwachstum
Ein gesunder Baum braucht einen vitalen Boden und ein starkes Wurzelwerk, um allen Umwelteinflüssen gewachsen zu sein. Eine ausreichende Kalkversorgung erhöht den pH-Wert und Verringert die Aluminiumlöslichkeit. Dadurch wird ein tieferes Wurzelwachstum ermöglicht, das für eine bessere Standfestigkeit bei Stürmen und für eine bessere räumliche Nährstoffverfügbarkeit sorgt.