Waldkalkung im Altdorfer Wald beginnt im Forstrevier Vogt
Die aktuellen Bodenschutzkalkungen im baden-württembergischen Altdorfer Wald nordöstlich von Ravensburg unterstützen den Wald in seiner Regeneration. Ein Unimog mit Gebläse bringt seit Ende Juli täglich ein halbes Kilo Kalk pro Quadratmeter im Altdorfer Wald nahe der Gemeinde Vogt aus. Insgesamt steht in diesem Jahr für die Region eine Fläche von 1045 Hektar Staatswald auf dem Plan, was einer Menge von rund 5000 Tonnen Kalk entspricht. Bis zu 40 Meter weit bläst das Gebläse den feinen, langsam wirkenden Naturkalk auf die Waldböden.
Obwohl sich aufgrund moderner Filter die säurehaltigen Schadstoffe in der Luft verringert haben, sind viele Böden aufgrund langjähriger Säureeinträge auch heute noch übersäuert. Ein sehr niedriger pH-Wert unter 4,0 im Waldboden bewirkt eine verminderte Wurzelausbildung der Bäume. Das macht sie anfälliger für Krankheiten und andere Stressfaktoren wie den Klimawandel und Schädlingsbefall. Genau dort kann die Bodenschutzkalkung helfen: Der Kalk sorgt dafür, dass der pH-Wert der Waldböden wieder ansteigt und Bodenlebewesen und Wurzeln wieder bessere Lebensbedingungen haben.
„Wir wollen damit die Wälder stärken und sozusagen das Immunsystem des Waldes wieder fit machen. Denn wir haben noch immer mit Bodenversauerung zu kämpfen“, berichtet Hans Steinhauser, Förster im Revier der Gemeinde Vogt, in einem Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung. „Dadurch werden Bodenorganismen gefördert und der Wald kann sich selber wieder regenerieren. Wenn wir nichts machen würden, würde der Wald schätzungsweise 250 Jahre für die Regeneration benötigen – mit der Kalkung sind es vielleicht nur Jahrzehnte“, erklärt der Förster. Wichtig ist ihm zu betonen, dass es sich dabei nicht um eine Düngung handelt. Der zertifizierte Magnesiumkalk ist für Tier und Mensch nicht schädlich. Generell werden nur die Flächen gekalkt, die eine Kalkung nötig haben. Private Flächen, Mannwälder und Moorgebiete sind ausgenommen. „Man überprüft den Boden, um zu sehen, ob man noch mal kalken muss“, erklärt Annika Bidlingmeier, die bei Forst BW für die Bodenschutzkalkung zuständig ist.
Wie wichtig der Schutz der Böden und Wälder ist, zeigen die aktuellen Schäden in der Region. Aufgrund von Sturmschäden und Käferbefall habe der Schadholzanteil laut Steinhauser extrem zugenommen: „Das ist mittlerweile so viel, wie wenn man über drei Jahre hinweg jeden Tag zwei Lkw-Ladungen Holz aus dem Wald fährt“. Von einem guten Waldboden könne der Mensch aber auch anderweitig profitieren, da die Waldböden das Grundwasser filtern und für sauberes Trinkwasser sorgen.
Foto: Philipp Richter/Schwäbische Zeitung